Die Musik von Johannes Brahms – aktive Zugänge

Wie können Jugendliche sich romantische Orchestermusik persönlich und nachhaltig erschließen? Fünf Materialien zu Werken von Brahms bieten Anregungen zur kreativen Aneignung im Musikunterricht.

Die Musik von Johannes Brahms berührt Menschen seit 150 Jahren: Der tief empfundene Ausdruck, die Schönheit der Melodien, die hohe Qualität der kompositorischen Verarbeitung tragen bis heute zu ihrer herausragenden Wertschätzung bei und sichern ihr einen festen Platz im weltweiten Konzertrepertoire.

Gehörten Brahms’ Werke mit ihrer behutsamen Ausgewogenheit zwischen Tradition und Innovation zum Populärsten, was die Musik im ausgehenden 19. Jahrhundert zu bieten hatte, lassen sich heute jedoch immer weniger Menschen auf solche musikalischen Erlebnisse ein. Vielen fehlt der Zugang oder die vermeintliche „Kompetenz“, oft auch schlicht die Muße, komplexe und teils umfangreiche Werke in einer nicht alltäglichen Klangsprache für sich zu entdecken. Dies gilt heute keineswegs nur für die junge Generation, sondern für Menschen nahezu aller Altersgruppen und Bildungsschichten.

So wächst der Bedarf nach moderiertem Hören und kommentierten Aufführungen. Ein bewährter Ansatz ist es daher, in Gesprächskonzerten, Konzertführern, CD-Booklets, Schulbüchern oder multimedialen Hörbegleitungen ausgewählte Informationen zum Werk, zur Epoche sowie zur gesellschaftlich und biografisch geprägten Entstehungsgeschichte zu vermitteln. Sie lenken den Blick auf formale Gestaltungen und musikalische Details und wirken der Flüchtigkeit des musikalischen Ereignisses entgegen. Diese Art der Vermittlung vermag kognitives Interesse zu wecken. Sie steht in der didaktischen Tradition der „Werkbetrachtung“ im Musikunterricht und bereitet den Weg für musikgeschichtliche und analytische Betrachtungen.

Die hier vorgestellten Materialien folgen einer anderen Idee: Die Begegnung mit ausgewählten Orchesterwerken von Brahms wird so gestaltet, dass von vorneherein ein subjektiver und emotionaler Zugang ermöglicht wird. In künstlerischen Prozessen setzen Jugendliche die Musik des Komponisten in selbst gemalte Bilder, erfundene Bewegungen und assoziative Texte um. Eine solch individuelle, kreative und handelnde Auseinandersetzung kann besonders nachhaltige Erlebnisse schaffen – auf dem Weg der produktiven Aneignung geht die Musik in den persönlichen Erfahrungsschatz ein. Sie regt darüber hinaus dazu an, das jeweilige Stück, seine Entstehung und Geschichte näher zu ergründen, vielleicht auch „ihre“ Musik live im Konzert erleben zu wollen. So können Jugendliche sich nicht nur ein besonderes Werk, sondern womöglich neue musikalische Welten erschließen.

Die Materialien sind in gemeinsamer Arbeit von Studierenden der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden entstanden. Sie sind geeignet, jugendlichen Schülerinnen und Schülern erste Zugänge zur Musik von Brahms zu verschaffen, dabei zugleich eine vertiefte Beschäftigung anzubahnen. So können auch Jugendliche, die bereits einen persönlichen Bezug zur Orchestermusik des 19. Jahrhunderts gefunden haben, sich aktiv einem für sie neuen Stück nähern. Jeder hier unterbreitete Vorschlag bezieht sich auf einen oder mehrere Ausschnitte eines Werks (für deren genaue Zeitangaben auf YouTube-Aufnahmen verwiesen wird).

Die Materialien gliedern sich in jeweils drei größere Abschnitte. Zunächst wird eine kurze Einleitung zum Werk gegeben. Anschließend folgt die detaillierte Erläuterung des Vorgehens, bevor das gesamte Vorhaben schließlich in einem Überblick zusammengefasst wird. Mit dieser konkreten Anleitung kann es direkt im Musikunterricht oder in einem Projekt umgesetzt werden.

Tobias Hömberg